Die Studienlage ist vor allem für die männliche Unfruchtbarkeit lückenhaft, es wurde bisher wenig geforscht.
Bei einem Drittel der Männer, konnte die Ursache ihrer Unfruchtbarkeit nicht erklärt werden. Alles an den Spermien scheint so zu sein, wie es sein sollte: Sie schwimmen gut und sind auch in ausreichender Menge vorhanden. Nichts weist auf ein Problem hin.
Einem interdisziplinären Forschungsteam von der Universität Münster ist es gelungen, bei der Untersuchung von ca. 2.300 Männern eine häufige Ursache für diese Form der Unfruchtbarkeit zu entdecken. Sie konnten einen defekten Ionenkanal identifizieren, namens CatSper, der den Kalziumhaushalt des Spermiums regelt. Spermien haben mehrere Ionenkanäle. Das Zusammenspiel ist wichtig, damit sich die Samenzellen in der Gebärmutter bis zur Eizelle hinbewegen können. CatSper heißt der Kanal, welcher bei Samenzelle den Turbo einschaltet und damit die letzte Hürde auf dem Weg in die Eizelle überwinden kann.
Das Team konnte feststellen, dass dieser Kanal in diesen Spermien nicht oder nicht richtig funktioniert, um sich durch die schützende Hülle der Eizelle hindurchbohren zu können, also der letzte und entscheidende Schritt zu der Befruchtung der Eizelle. Sie bleiben in der Eihülle stecken.
Die Ursache liegt im Erbgut dieser Männer. Das Gen für den CatSper-Kanal war bei ihnen entweder nicht vollständig vorhanden oder es fehlte sogar komplett. Paaren mit dieser genetischen Mutante können dann nur die sogenannte ICSI-Methode wählen, mit der die Spermien im Reagenzglas direkt in die Eizelle gespritzt werden.
Ein entsprechender Labortest kann herauszufinden, ob der CatSper-Kanal funktioniert. In der Anwendung soll er so einfach sein wie ein Covid-Antigen-Schnelltest, sagen die Forschenden.
Damit andere Rätsel um die männliche Unfruchtbarkeit gelöst werden können, arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Münster weiter an dem Thema. Forschungsgelder von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sind dafür schon bewilligt.
Quelle:
www.tagesschau.de