Von 20 Babygläschen im Test erhalten nur zwei die Note „gut“.
Der Großteil der Gemüsebreie für Babys schneidet mittelmäßig ab. Zwei Produkte fallen durch.
Bedenklich: Alle Gemüsebreie im Test enthalten mindestens Spuren von Furan, das als möglicherweise krebserregend eingestuft wird.

ÖKOTEST wollte herausfinden, ob in den praktischen Fertigbreien im Gläschen mehr als nur gesundes Gemüse steckt. Dafür haben sie 20 Gemüsebreie für Babys untersuchen lassen. Das Ergebnis ist durchwachsen: Lediglich zwei der getesteten Gemüsebreie bewerten sie mit „gut“. Der Großteil der Babygläschen im Test schneidet nur mittelmäßig ab. Und für zwei Produkte lautet das Gesamturteil gar „ungenügend“.

Die Gründe für das durchwachsene Ergebnis sind vielfältig. So hat das Labor in allen Babygläschen im Test den Stoff Furan nachgewiesen. Weitere Kritikpunkte sind darüber hinaus erhöhte Nitratwerte, Belastungen durch das Schwermetall Cadmium sowie umstrittene Auslobungen.

Furan bildet sich beim Erhitzen von Lebensmitteln in geschlossenen Behältnissen wie bei der Sterilisation von Babygläschen. Der Stoff wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als möglicherweise krebserregend eingestuft. In Tierversuchen führte die langfristige Aufnahme zu Leberschäden, in hohen Dosen sogar zu Leberkrebs.

Für Menschen können laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nach derzeitigen Erkenntnissen langfristige Schäden nicht ausgeschlossen werden. Grenzwerte oder sichere tolerierbare Aufnahmemengen für den Stoff haben die Behörden bisher nicht festlegen können, weil sie schlicht noch zu wenig wissen. Untersuchungsämter orientieren sich deshalb an den niedrigsten Werten, bei denen im Tierversuch erste Schäden aufgetreten sind.

Die Mengen an Furan, die in den überprüften Gemüsebreien für Babys stecken, sind gering und im Produktionsprozess derzeit noch nicht vermeidbar. Die Industrie sollte sich bemühen, den Stoff in den Gläschen weiter zu minimieren.

Ein weiteres Problem, das aufgefallen ist: Ein paar Gemüsebreie für Babys enthalten erhöhte Nitratgehalte. Aus Nitrat kann durch Bakterien im Mund und Magen Nitrit entstehen. Daraus können sich im Körper wiederum krebserregende Nitrosamine bilden. Nitrit behindert zudem den Sauerstofftransport im Blut.

Die Gehalte, die wir kritisieren, liegen zwar unterhalb des strengen gesetzlichen Höchstgehalts. Dennoch gilt für uns auch hier: Weniger ist besser. Zur Erklärung: Das Nitrat landet über das verarbeitete Gemüse im Brei. Hier sind daher stärkere Kontrollen der Hersteller gefragt.
Giftiges Cadmium in Gemüsebrei für Babys

Cadmium ist ein giftiges Schwermetall, das auf Dauer die Nieren schädigen kann. Im Test ist es in einem Babygläschen nachgewiesen worden. Würde ein Baby mit acht Kilogramm Körpergewicht täglich den getesteten Gemüsebrei essen, dann würde es die laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) tolerierbare regelmäßige Aufnahmemenge pro Woche überschreiten.

Diese Einordnung zeigt die Dimension des gefundenen Wertes: Der Stoff ist in dieser Menge zwar nicht akut giftig und nicht hochgefährlich, aber die Belastungen sind nennenswert und reichen bei regelmäßiger Aufnahme an offiziell festgelegte Toleranzmengen heran.
Gemüsebrei für Baby enthält viele wichtige Vitamine und Ballaststoffe.
Unzufrieden ist ÖkoTest auch mit Auslobungen, die auf zwei Babygläschen im Test zu finden sind. „Alpha-Linolensäure (eine Omega-3-Fettsäure), wichtig für die Entwicklung von Gehirn- und Nervenzellen“ – so steht es dort geschrieben. Die Hersteller heben damit wohl auf das in ihren Produkten enthaltene Rapsöl ab. Denn darin steckt die Vorläuferfettsäure Alpha-Linolensäure (ALA), die im Körper zur Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) umgewandelt werden kann.

DHA ist tatsächlich wichtig für Gehirn und Nervensystem. Der Haken bei der Auslobung: Die Umwandlung ist minimal, wie Professor Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit, erklärt: „Studien haben gezeigt, dass Rapsöl nichts zur DHA-Versorgung von Säuglingen beiträgt. Wenn zum Beispiel bei Eltern, die ihre Kinder vegetarisch oder vegan ernähren, aufgrund dieses Claims der Eindruck entsteht, ihr Kind wäre durch den rapsölhaltigen Gemüsebrei schon ausreichend mit Omega-3-Fettsäuren versorgt, ist das falsch.“

Gegen Gesetze verstoßen die Anbieter mit ihrem vollmundigen Claim nicht. Die Aussage befindet sich seit 2011 in der Prüfung durch die EFSA und darf mindestens so lange weiterverwendet werden, bis eine Entscheidung gefallen ist. Die Babys von heute sind dann vielleicht schon groß.

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