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Die Back-to-back-Dokumentation „Schrei nach Liebe“ zeigt die tatsächliche Situation von Kindern und Jugendlichen, die durch das Raster des Hilfesystems fallen, und hinterfragt, warum dies immer wieder passiert.

Experten schätzen, dass es in Deutschland bis zu 13 000 Kinder gibt, die als Systemsprenger gelten. Autorin Liz Wieskerstrauch begleitet unter anderen den neunjährigen Luca. Weil er geschlagen wurde, hatte ihn das Jugendamt bereits als Säugling aus der Familie genommen. Er kommt zunächst in eine Pflegefamilie, dann ins Kinderheim und in Wohngruppen. Immer wieder kümmern sich neue Betreuer um ihn – immer wieder baut Luca Vertrauen auf. Und immer wieder wird er enttäuscht. Luca reagiert auf seine Art – mit Beleidigungen, Ausrastern, massiver Gewalt: „Als ich mal richtig ausgerastet bin und einem Erwachsenen den Arm umgedreht hab, bin ich in so was wie ein Heim gekommen.“ „An sich ist es ein lieber, netter, schlauer Junge, der halt nicht anders kann öfters, als auszurasten“, erzählt sein Betreuer.

Für den Bremer Kinderpsychologen Stefan Rücker ist klar: Mit heftigen Aggressionen zeigen Kinder wie Luca, dass sie eigentlich Nähe suchen. „Die Kinder erleben Bindungs- und Beziehungsabrisse. Das ist die Ursache des Problems. Diese Kinder werden nicht zu Systemsprengern, sondern das System macht sie zu Systemsprengern.“

Das bestätigt Karla. Auch sie wurde früh ihren Eltern entzogen, hat drei Pflegefamilien und acht Wohngruppen durchlaufen: „Ich habe mich ganz doll ungeliebt gefühlt. Ich dachte: Niemand möchte mich haben“, erzählt die 20-Jährige im Interview. Geholfen hat ihr eine von Menno Baumann begleitete, sehr kleine Wohngruppe. „Unser oberstes Prinzip: Wir müssen den Kindern die notwendige Sicherheit geben“, erklärt der Professor für Intensivpädagogik. „Wir müssen ihnen die Erfahrung vermitteln: ‚Wir bleiben auch in deinen Krisen bei dir und werfen dich nicht raus.'“

Die Dokumentation von Liz Wieskerstrauch beleuchtet die Schicksale von Systemsprenger-Kindern und zeigt auf: Weil das überforderte Hilfesystem für Kinder wie Luca nicht frühzeitig einen adäquaten Platz findet, werden Kinder zu Systemsprengern. Ein frühzeitiges Kontrollsystem und bundesweit kooperierende Jugendämter könnten helfen, solche Entwicklungen zu verhindern.

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