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Richard David Precht im Gespräch mit Svenja Flaßpöhler

Steht die sexuelle Befreiung der Frau noch aus?

Hat der Feminismus der 1970er bis 1990er Jahre heute nur noch wenig Einfluss auf das Zusammenleben der Geschlechter? Muss sich das weibliche Geschlecht wieder neu entdecken und definieren? Und wie verhalten sich die Männer? Das fragt Richard David Precht die Philosophin und Chefredakteurin des „Philosophie Magazins“ Svenja Flaßpöhler, die sich aktuell mit ihrem Buch „Die potente Frau. Für eine neue Weiblichkeit“ kritisch mit der MeToo-Debatte auseinandersetzt. Flaßpöhler beklagt, dass sich die Initiatorinnen der Debatte zu sehr auf die Opferrolle der Frauen beziehen, dass sich Frauen grundsätzlich immer noch eher an den Regeln der Männerwelt abarbeiten, anstatt ihre eigene, weibliche „Potenz“ abzurufen.

Im Gespräch mit Richard David Precht verurteilt die Philosophin männlichen Machtmissbrauch und männliche Gewalt gegen Frauen scharf. Doch sieht sie in der MeToo-Debatte auch die Gefahr, dass ein Dialog zwischen Mann und Frau, der gegenseitige Respekt und vor allem die Freude am sich Entdecken nachhaltig gestört zu werden drohe. Flaßpöhler sagt provokant: „Wer eine Welt ohne Belästigung will, will in letzter Konsequenz eine Welt ohne Verführung“. Die wirkliche sexuelle Befreiung der Frau stehe uns laut Flaßpöhler möglicherweise erst noch bevor, sie sei auch in der 1968er Revolte nicht wirklich erfolgt.

Leben Frauen und Männer falsch zusammen?

Was aber unterscheidet Frau und Mann wirklich, fragt Precht. Welche Rolle spielen Kultur und Evolution für die Rollenverteilung? Muss die Körperlichkeit der Geschlechter überwunden werden, wie es die amerikanische Philosophin und Feministin Judith Butler 1990 in ihrem Buch „Das Unbehagen der Geschlechter“ propagiert? Oder sollte sie viel mehr noch bewusster gelebt werden? Oversext oder androgyn? Und welche Funktion haben Zweierbeziehung, Ehe und Kleinfamilie heute noch?

Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte der französische Philosoph und Sozialist Charles Fourier nicht nur den Begriff Feminismus, er schlug auch vor, dass Frauen und Männer in größeren Kommunen zusammenleben sollten, in welchen die Begegnung zwischen den Geschlechter eben an einer jeweiligen Funktion ausgerichtet sein sollte. Sexuelles Erleben, das Zeugen und Aufziehen von Nachwuchs oder ein rein geistiger Austausch sollte mit unterschiedlichen Partnern möglich sein und vor allem sollten dadurch unterdrückte Leidenschaften vermieden werden. Bestehen die Konflikte zwischen Frau und Mann möglicherweise nur deshalb, weil wir falsch zusammenleben, fragen sich Precht und seine Gesprächspartnerin Svenja Flaßpöhler.

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