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Jede vierte Frau trinkt Alkohol in der Schwangerschaft und sei es nur das Gläschen Sekt. Doch es gibt keinen Zeitpunkt und keine Menge, die ungefährlich wäre für das ungeborene Kind.
Die dadurch entstandenen Schädigungen ziehen sich durch das ganze Leben der Betroffenen und werden in Fachkreisen FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) genannt. „37°“ begleitet drei Betroffene
FASD ist schwer zu erkennen – ein Potpourri aus Verhaltens- und Lernstörungen bis hin zu schweren körperlichen und geistigen Behinderungen. Allein in Deutschland werden jedes Jahr mehr als 10.000 Kinder mit FASD geboren (Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2019). Die Dunkelziffer ist groß, denn Alkohol in der Schwangerschaft ist ein Tabuthema.

In Nathan (4) brodelt ein Vulkan. Er braucht Betreuung rund um die Uhr. Schon im Kindergarten wirft er mit Tischen und Stühlen, macht die Nacht zum Tag. Mit der Diagnose vor einem Jahr läuft ein Hilfesystem an – für Eltern und Kind.

Schon im Grundschulalter wird Melissa (22) depressiv, trinkt später Alkohol und kifft. Durch einen Wink des Schicksals bekommt sie die Diagnose. Die heute 21-Jährige wird gerade in einem Berufsbildungswerk zur Fachpraktikerin für Holzverarbeitung ausgebildet und hofft auf eine Anstellung in einer Schreinerei.

Auch Mylenes (29) Leben war geprägt von Depressionen und Schlafstörungen. Sie lebte alkoholabhängig auf der Straße, als ein Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe aufmerksam wurde. Nun wohnt sie im „Sonnenhof“ in Berlin, der bundesweit ältesten Beratungsstelle für alkoholgeschädigte Menschen in Deutschland. Hier hat sie zum ersten Mal die Chance auf ein geregeltes Leben. Gemeinsam mit einer Sozialpädagogin werden neue Tagesstrukturen geschaffen. Nur selten verlässt sie das Haus. Unbekannte Wegstrecken und andere Menschen überfordern sie. Trotzdem macht sie es sich zur Aufgabe, vor Schulklassen ihre Geschichte zu erzählen.

„37°“ begleitet Betroffene in unterschiedlichen Lebensphasen: Erwachsene, die spät die Diagnose bekommen haben und endlich die Gründe für ihr Scheitern kennen. Jugendliche, die mit ihrer unsichtbaren Behinderung hadern. Und Kinder, die über eine frühe Diagnose eine echte Chance durch Unterstützung bekommen.

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