Lange Zeit galten Superhelden als verwegene Einzelkämpfer, die ihrer Berufung unabhängig von familiären Bindungen nachgehen. Doch der Wandel der Zeit hat auch vor ihnen nicht Halt gemacht. So finden sich Pyro, der Herr des Feuers, und sein heranwachsender Sohn in der Debatte um moderne Vaterschaft wieder und in einem mitunter schwierige Verhältnis heranwachsender Männer zu ihren ewigen Mentoren, den eigenen Vätern. Dazu untersucht der Film verschiedene reale Vater-Sohn-Beziehungen vor der Schablone des Superhelden-Topos. Dieses popkulturelle Gewand liegt nahe, ist es doch die Idee eines übermächtigen Heroen, die kleine Jungs zu ihren Vätern aufschauen und später an ihnen zweifeln lässt – an ihnen und an sich selbst.
Wie viel Vater verträgt ein Sohn? Und wie weit tolerieren „moderne Väter“ wiederum die Superkräfte ihrer Sprösslinge, wenn deren Fähigkeiten den eigenen diametral entgegengesetzt sind?
Alle porträtierten Väter und Söhne erscheinen – wie sollte es anders sein – in Superhelden-Capes. Auf diese Weise wird die Legende des Vaters Pyro, Herr des Feuers, und seines Sohnes Pyro Junior lebendig, der sich im Laufe seiner Entwicklung in Kryo, den Herrn des Eises verwandeln soll. Die beiden Figuren altern mit den Protagonisten, durch die sie verkörpert werden: Zu Beginn des Films ist der kleine Heldensohn erst vier Jahre alt, am Ende stolze 44 und dabei, selbst ein Vater zu werden.
Begleitet werden die Väter und Söhne dabei von dem Superhelden-Experten Thomas Hausmanninger und dem Väterforscher Wassilios Fthenakis.
Das Spiel mit dem Superheldenmythos führt zu einem der Kernthemen des Films: Wenn muskelbepackte Kerle mit übernatürlichen Kräften mediale Hochkonjunktur feiern, wie sieht es dann mit unserem derzeitigen Männerbild aus, wie mit Leistungszwang, Gewaltbereitschaft und Machismus? Sind die aktuellen Phänomene auf diesen Gebieten begrüßenswert, abzulehnen oder schlichtweg normal? Oder sind sie am Ende gar die logische Antwort auf moderne Vaterschaft?
Die klassische Doppelidentität der einsamen Rächer wirft darüber hinaus die Frage auf, in welcher der vielen Rollen, die im Alltag zu „spielen“ sind, man sich selbst am nächsten ist. Lohnt es, dem Idealbild eines Helden nachzueifern oder muss am Ende ohnehin jeder sein eigener Held werden? Freilich haben all diese Fragen auch ihr weibliches Pendant. Zwar bleibt „Heldensohn“ seiner Prämisse gemäß ein weitestgehend männlich geprägter Film. Doch das macht ihn nicht weniger unterhaltsam und aufschlussreich für Heldentöchter und -mütter.
Regie: Philipp Enders und Patrick Doberenz