– Kinder aus verbotenen Beziehungen zwischen Deutschen und Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen“
Während der Zeit des Nationalsozialismus waren freundschaftliche und intime Kontakte zwischen Deutschen und Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen unerwünscht. Zum Teil waren sie streng verboten. Doch sie sind „trotzdem da“: Kinder, die aus solchen Beziehungen hervorgegangen sind. Ihre Geschichten wurden lange tabuisiert. Sie sind wissenschaftlich wenig erforscht und in der Erinnerungskultur kaum präsent. Die in der Gedenkstätte Lager Sandbostel erarbeitete Wanderausstellung „trotzdem da! – Kinder aus verbotenen Beziehungen zwischen Deutschen und Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen“ ist ihren Lebensgeschichten gewidmet. Sie wird vom 7. Dezember 2024 bis zum 14. März 2025 in der Gedenkstätte Lager Sandbostel erstmals präsentiert und danach in verschiedene Städte in Deutschland wandern.
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges mussten rund 13 Millionen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen im Deutschen Reich arbeiten. Bei freundschaftlichen oder intimen Kontakten mit Deutschen konnten beiden Seiten hohe Strafen drohen. Sie reichten von Gefängnisstrafen über die Einweisung in ein Konzentrationslager bis zur Todesstrafe. Dennoch wurden Kinder aus solchen Beziehungen geboren.
Viele Kinder aus verbotenen Beziehungen wussten lange nicht, dass ein Elternteil Kriegsgefangener oder Zwangsarbeiter*in gewesen war. Häufig wurden sie dennoch als uneheliches Kind und nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechend stigmatisiert. Immer wieder wurden sie rassistisch beleidigt und diskriminiert. Viele suchten Jahrzehnte nach einem unbekannten Elternteil – in manchen Fällen mit Erfolg.
Mehr als 20 Kinder aus verbotenen Beziehungen aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden konnten ausfindig gemacht und für das Projekt „trotzdem da!“ gewonnen werden. Zwei Treffen in der Gedenkstätte Lager Sandbostel waren für viele die erste Begegnung mit Menschen, die eine ähnliche Biografie haben wie sie. Für einige war es auch das erste Mal, dass sie mit Fremden über ihre Geschichte sprachen. Mit ihren Erinnerungen, Dokumenten und Fotos haben die Teilnehmer*innen die entscheidende Grundlage zur Verwirklichung der Ausstellung gelegt.
Begleitprogramm:
Sonntag, 8. Dezember 2024, 14 Uhr – Kurator*innenführung
Donnerstag, 23. Januar 2025, 18 Uhr – Film und Gespräch: »Geboren in Ravensbrück« (2021)
Sonntag, 2. Februar 2025, 14 Uhr – Kurator*innenführung
Dienstag, 18. Februar 2025, 18 Uhr – Film und Gespräch: »Für eine Liebe so bestraft … Deutsche Frauen und Zwangsarbeiter« (2000)
Sonntag, 2. März 2025, 14 Uhr – Kurator*innenführung
Ort: Greftstraße 3, 27446 Sandbostel
Veranstalter: Gedenkstätte Lager Sandbostel
Quelle: https://www.stiftung-lager-sandbostel.de/
Info: https://trotzdemda.de/