„Die App soll eine spielerische und konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen“ so Petersmann. Die App bietet dem Anwender an, zu testen, wie es ist, sich um bis zu drei Kinder zu kümmern. Aufstehen, Frühstück zubereiten, die Kinder wecken, Anziehen und zur Kita bringen und abholen – all diese Abläufe kann der Nutzer für bis zu zwei Wochen in seinen Klinikalltag integrieren und so testen, wie viel Organisation zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf wirklich gehört. Die App richtet sich damit gerade auch an Führungskräfte, um für diese erlebbar zu machen, was es bedeutet neben der ärztlichen Tätigkeit in der Klinik für die Familie zu sorgen. „Wir hoffen, mit PapalapApp gerade den überwiegend männlichen Universitätsprofessoren einen Einblick in die nicht immer leichte Vereinbarkeit von Beruf, Forschung und Familie zu ermöglichen“, so Dr. Astrid Petersmann.
Die App ist ein erfrischender, neuer Ansatz, sich dem Wandel des Familienlebens zu nähern und unter dem Aspekt der Vereinbarkeit mit dem Berufsleben zu beleuchten. Immer häufiger weichen die Lebensentwürfe von früheren Generationen ab. Väter übernehmen mehr Verantwortung, beanspruchen Elternzeit, zudem wird die Medizin weiblich. Karriere und Familie dürfen dabei nicht im Widerspruch stehen. Die neue App bewegt das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf eine spielerische Art und Weise. Gleichzeitig vermittelt sie aber auch die Notwendigkeit an bestehenden Strukturen zu rütteln. Arbeitszeit muss gerade auch im ärztlichen Bereich planbar sein und werden. Die Kinder pünktlich von der Kita abzuholen, sie auch nach der Arbeit noch bei den Hausaufgaben betreuen zu können, darf nicht länger Herausforderung, sondern muss Selbstverständlichkeit sein. Grundlage sind nicht zuletzt tarifliche Regelungen, die eine solche Planbarkeit ermöglichen.
Der Marburger Bund hat seit Einführung seiner arztspezifischen Tarifverträge bereits viel für die Begrenzung der Arbeitszeiten erreicht und verfolgt dieses Ziel von Tarifrunde zu Tarifrunde weiter. So ist es bei der Erschließung neuer Tarifbereiche u.a. gelungen, Wochenarbeitszeiten mit festen Grenzen einzuführen, anstatt eines variablen Wertes innerhalb eines Ausgleichszeitraums. Nach wie vor herrscht aber bei vielen Krankenhausträgern die Meinung vor, dass der ärztliche Beruf in erster Linie mit „Berufung“ zu tun hat und bedeutet, dass ein Arzt als solcher auch immer und unbegrenzt zur Verfügung stehen muss. Das dieses nicht so ist, wird durch die App eindrucksvoll verdeutlicht. Eine Ärztin / ein Arzt ist nicht nur Ärztin und Arzt sondern auch Mutter, Vater, Ehefrau, Ehemann, Privatperson und letztlich ein Mensch mit dem Bedürfnis nach Planbarkeit seines ärztlichen Berufs mit einem Familien- und Privatleben. „PapalapApp“ ist ein wichtiger Beitrag, um dieses Grundbedürfnis ins Bewusstsein zu rufen.
Quelle: https://www.marburger-bund.de